Direkt zum Inhalt

TEAMPRIESTER STATT PRIESTERMANGEL - DAS "LOBINGER-MODELL"

Priestermangel: ein hausgemachtes Problem, dem hierzulande gerne mit der Fusionen teils sehr lebendiger Gemeinden begegnet wird. Dabei gibt es auch ganz andere Wege. Einen innovativen Ansatz hat der südafrikanische Altbischof Fritz Lobinger schon vor Jahren entwickelt. Hier ein kompakter Überblick von Prof. Paul M. Zulehner über das Modell und seine Anwendung ...

Veröffentlicht am 27. März 2017 von Paul M. Zulehner

Papst Franziskus hat in einem Interview in DIE ZEIT einen Dialog über die „viri probati“ angestoßen. Damit soll dem dramatischen Priestermangel in manchen Teilen der Weltkirche entgegengewirkt werden. Einen Vorschlag, den Papst Franziskus schätzt, hatte der emeritierte Bischof von North-Aliwal in Südafrika Fritz Lobinger schon vor Jahren gemacht. Er ist jetzt Zeit, diesen aufzugreifen. Es wäre ein guter Weg in die Zukunft. Hier ein kompakter Überblick über das Modell und seine Durchführung:

Geeignete Gemeinden

Es werden (für das Projekt drei) Gemeinden ausgewählt, die in vorhersehbarer Zeit keinen Pfarrer mehr bekommen werden (weil die personellen und/oder finanziellen Ressourcen begrenzt sind). Sie sind jedoch fest entschlossen, ihre (pfarr)gemeindliche Eigenständigkeit und ihre sonntägliche Eucharistiefeier zu behalten.

Diese Gemeinden, haben ihre Lebensfähigkeit schon durch die Ausbildung von Diensten und den Aufbau pastoraler Gruppen bewiesen und beweisen diese auch aktuell.
Die Gemeinden machen einen geistlichen Erneuerungsvorgang durch. Ziel ist es, möglichst viele für eine missionarische Grundhaltung zu gewinnen. Auch sollten möglichst viele auf einem spirituellen Weg lernen, zu ihrer Taufe ein erwachsenes Adsum zu sprechen und bereit zu sein, aus Mitgliedern Zeugen zu werden.

Gemeindeerfahrene Personen

In den Gemeinden werden geeignete Personen gesucht. Diese kommen aus der Mitte des gemeindlichen Lebens und haben bereits Verantwortung getragen; sie sind in diesem Sinn „personae probatae“. Sie verfügen ebenso über reichlich berufliche Erfahrung. Im Normalfall sind sie in der Lage, ehrenamtlich zu wirken.

Der Bischof sorgt dafür, dass die gewählten Personen eine theologisch verantwortliche und pastoral intensive Ausbildung im Umfang von drei Jahren erhalten. Diese kann an eine Hochschule/Universität angebunden werden. Wenn es ein Bakkalaureat ist, braucht es eine besondere pastorale Schwerpunktsetzung. Die Eignung für Leitungsaufgaben im Team muss gegeben sein.

Kirchenpolitisch: Projekt für die Weltkirche

Der Bischof erhält die Sondererlaubnis (als Ausnahme vom can 1042 §1), diese Personen zu Priestern zu weihen und sie dem „Ältestenteam“ einer Gemeinde im pastoralen Großraum zuzuordnen.

Intensive Begleitung lokaler Presbyterien

Hoher Wert wird nach der Weihe auf eine intensive spirituelle und pastorale Begleitung der Teams gelegt. Dadurch kann die nur dreijährige Ausbildung weitergeführt und vertieft werden.

Abzuraten ist von der Weihe von „viri probati“ im herkömmlichen Sinn: also z.B. von Hauptamtlichen. Dies würde vorhersehbar die Entwicklung der Gemeinden zu einer missionarischen Zeugenschaft mindern.

Konzentration der ehelos lebenden Priester in regional wirkenden Kommunitäten

Die Bildung lokaler Presbyterien eröffnet die Möglichkeit, dass die ehelosen Priester gemeinsam wohnen. Die Studie Priester 2ooo zeigt, dass unter modernen Bedingungen Zölibat sehr eng mit kommunitärer Lebensform verwoben ist. Die Bildung von lokalen Presbyterien ist auf diese überraschende Weise zugleich eine Möglichkeit, den Zölibat dadurch zu sichern, dass er auch praktisch lebbar gemacht wird.

Der Dechant, der selbst in einer solchen Priestergemeinschaft lebt, ist für die neuen (drei) Presbyterien verantwortlich: rechtlich, spirituell, pastoral.

Quellen:
Lobinger, Fritz: Wie Gemeinden Priester finden, Graz 1998. – Ders.: Like his brothers and sisters, New York 1999. – Ders.: Teams of Elders, Quezon City 2007. Pauluspriester – Korinthpriester. Zur Diskussion: Über den Weg in ein neugestaltetes Priesteramt, in: Christ in der Gegenwart 54 (2002) 349–350. – Zulehner, Paul M./Lobinger, Fritz: Um der Menschen und der Gemeinden willen, Ostfildern 2002. – Zulehner, Paul M./Lobinger, Fritz/Neuner, Peter: Leutepriester in lebendigen Gemeinden, Ostfildern 2003.

INTERNATIONALE WEBSITE ONLINE

21.02.2017. Endlich! Unser internationales Netzwerk ICRN ("International Church Reform Network") hat ab sofort einen eigenen Webauftritt. Hier finden sich englischsprachige Informationen rund um unsere gemeinsamen Anliegen und Aktionen.

OFFENER BRIEF AN PAPST FRANZISKUS

"Papst Franziskus, Sie brauchen lebendige Gemeinden und die Gemeinden brauchen Sie!". Mit diesem eindringlichen Appell haben wir und 22 andere Reformbewegungen aus 10 Staaten uns im Mai 2015 öffentlich an den Papst gewandt. Der Text fand starke mediale Resonanz. Eine Antwort aus Rom hat uns allerdings bis heute nicht erreicht. Hier finden Sie den Text im Wortlaut ...

Als Mann und Frau: Den „Bräutigam“ repräsentieren, nicht darstellen!

Replik auf die Herder Korrespondenz 01/2021

Wien, 28.1.2021 | In seinem Artikel „Den Bräutigam darstellen“ führt Jan-Heiner Tück in der Herder Korrespondenz 1/2021 Argumente gegen die Frauenordination an. Nach seiner „Logik sakramentaler Repräsentation“ kann den Einsetzungsbericht, die Worte Jesu Christi beim Letzen Abendmahl über Brot und Wein, nur ein männlicher Priester sprechen, da dies die Worte des „Bräutigams“ an die „Braut“, die kirchliche Gemeinschaft seien.