Wien, 28.07.2020 | Die "Instruktion zur pastoralen Umkehr der Pfarrgemeinden im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche" des römischen Dikasteriums für den Klerus bietet nur in Ansätzen eine Analyse der geänderten gesellschaftlichen und kirchlichen Situation, um dann kirchenrechtliche Regelungen einzufordern, die schon zur Zeit der Verabschiedung vor 40 Jahren nicht mehr auf der Höhe der Zeit waren und zum Teil hinter dem II. Vatikanische Konzil zurückgeblieben sind.
Mit missionarischem Eifer wird eingeschärft, dass die Pfarrgemeinderäte nur beratende Funktion hätten, allen Nichtgeweihten das Predigen bei der Messfeier sowie eine kollegiale Leitung von Priestern und Laien verboten sei.
Würden wir unsere Pfarrgemeinden mit diesem angemahnten monarchischen Klerikalismus leiten, verlören wir gerade jene mitverantwortlichen Christinnen und Christen, die das Salz und das Licht einer den Menschen zugewandten Pfarrgemeinde sind. Die Instruktion beschwört eine Situation herauf, in der Bischöfe und Priester aus pastoraler Not zum „Ungehorsam“ getrieben werden. So ist das Schreiben dazu angetan auf Grund des Nicht-Ernstnehmens der Situation die Bischöfe, Priester und Pfarrgemeinden zu spalten.
Die große Illusion der Instruktion ist es, zu meinen, die Kirche könne die Menschen von heute missionarisch ansprechen, ohne als Kirchenleitung die grundlegenden Werte der modernen Gesellschaft und des Evangeliums, wie Partizipation und die gleiche Würde jeder Person, selbst zu verwirklichen. (Vgl. Brief an die Galater 3,26: Denn alle seid ihr durch den Glauben Söhne und Töchter Gottes in Christus Jesus). Wir sehen auch, dass durch die Überhöhung des Priesteramtes Gott selbst, Jesus Christus und das Wirken des Geistes aus der Mitte des kirchlichen Lebens gedrängt werden.
Papst Franziskus hat eine synodalere Kirche mit dezentraleren Strukturen angemahnt. Diese Instruktion aus der Kirchenzentrale aber dürfte auch die österreichischen Bischöfe und die diözesanen Gremien in ihren Bemühungen, auf den Priestermangel konstruktiv zu reagieren, vor den Kopf stoßen. Deshalb richtet sich unsere Hoffnung darauf, dass sie Anregungen und neue regionale Regelungen finden, wie der Dienst der Taufberufenen und das Dienstamt des Priesters besser zusammengeführt werden können. Dazu gehören auch mutige Eingaben nach Rom für ein erneuertes Amt in der Kirche, das für Frauen und Männer, Verheiratete und Zölibatäre geöffnet wird.
Der Vorstand der Pfarrer-Initiative Österreich