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ERGEBNISSE DES ERSTEN INTERNATIONALEN VERNETZUNGSTREFFENS DER PFARRER- UND PFARREI-INITIATIVEN FÜR KIRCHENREFORM

Ein „Netzwerk von Netzwerken“

Wir haben uns weltweit vernetzt! So schlicht lässt sich das Kernergebnis unseres ersten internationalen Treffens von Pfarrer- und Pfarrei-Initiativen sowie Laienorganisationen für Kirchenreform in Bregenz am Bodensee auf den Punkt bringen.

30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus sechs Ländern und drei Kontinenten sind sich zwei Tage lang in mutiger Offenheit begegnet, haben gemeinsame Schmerzpunkte berührt und eine Kultur des tiefen Miteinanders praktiziert, die von allen Beteiligten als berührend, neu und wegweisend für einen echten Dialog in der Kirche empfunden wurde. Vertrauen und Solidarität blieben diesmal keine Schlagworte, sondern konnten als Grundsteine eines internationalen „Netzwerks von Netzwerken“ verankert werden. Dieses Netzwerk wird der gegenseitigen Stärkung dienen und den gemeinsamen Einsatz für eine wahrhaftige Kirche weltweit fördern.

Schulterschluss von Laien und Priestern

Gelingen kann ein solche Vernetzung natürlich nur, wenn Gräben glaubhaft überwunden werden – zwischen der Kirche und ihren Bürgerinnen und Bürgern, zwischen Priestern und Gläubigen, Männern und Frauen. Deborah Rose-Milavec von der US-Laienreformgruppe FutureChurch brachte diese zweite zentrale Botschaft des Treffens auf den Punkt: „Ohne Miteinander von Priestern und Laien geht es überhaupt nicht mehr. Wir Frauen und Laien sind das Blut in den Adern der Kirche.“ In Bregenz haben wir den Schulterschluss praktiziert und bei der gut besuchten Pressekonferenz am zweiten Tag deutlich gemacht: Nur im Nebeneinander von Frauen, Laien und Priestern können bestehende Trennlinien überwunden werden.

Dialog gestalten

Einigkeit herrschte auch darüber, dass zur Überwindung von Trennlinien ein echter Dialog innerhalb der Kirche unabdingbar ist. Der Teilnahme an „vermeintlichen Dialogen“ wollen wir uns künftig widersetzen und gemeinsam Rahmenbedingungen definieren und einfordern, die ein respektvolles und ergebnisorientiertes Zusammenarbeiten möglich machen. Hierzu gehören etwa: das gemeinsame Erarbeiten einer Agenda; Klärung und Wahrung der Rechte der DialogteilnehmerInnen; Vereinbarungen zur Implementierung der Dialogergebnisse, ein Monitoring der Implementierung sowie die gemeinsame Kommunikation der Dialogergebnisse nach außen.

 

Im Einsatz für Kirchenbürgerrechte & Pfarrgemeinden

Jenseits von diözesanen, kulturellen und sprachlichen Barrieren werden die am Netzwerk beteiligten Organisationen eintreten für: Grundrechte für alle in der Kirche; Teilhabe aller – Frauen wie Männer – an Entscheidungen, die alle betreffen; Teilhabe der Frauen an der Leitungsverantwortung auf allen Ebenen der Kirche. Das Netzwerk will beitragen zur Entwicklung einer „Kirchenverfassung“, wie sie unter Papst Paul VI. nach dem II. Vatikanischen Konzil angedacht war – entsprechend der Würde aller Getauften und der Tradition vieler Ordensgemeinschaften in der Kirche.

Die Schließung und Fusionierung von Pfarrgemeinden zu anonymen Mega-Gemeinden durch die Bischöfe wird in allen vertretenen Ländern schmerzlich erlebt und als inakzeptabel empfunden. Gemeinsam wollen wir den Gemeinden an der Kirchenbasis den Rücken stärken, sie darin unterstützen, sich selbst zu organisieren und neue Formen der Gemeindeleitung zu entwickeln. Wir übernehmen Anwaltschaft für das Recht der Gemeinden auf die Feier der Sonntagseucharistie und der sakramentalen Heilszeichen. Wir unterstützen die Zusammenarbeit von KirchenbürgerInnen und Priestern auf allen Ebenen.

Zu diesem Zweck werden wir unter anderem einen praktischen Leitfaden zur Befähigung und Ermutigung von Pfarrgemeinden in ihrem Widerstand bereitstellen, wie er in den USA bereits existiert.

Ein Gespräch mit Papst Franziskus?

Die neuen Töne aus dem Vatikan wurden allgemein positiv aufgenommen, zugleich aber mit kritischer Vorsicht bedacht. „Papst Franziskus setzt zum einen spannende Zeichen und viele seiner Worte sind ganz in unserem Sinn – wie die Forderung nach mehr ‚Kollegialität’, einer ‚Kirche der Armen’ oder die Bezeichnung von Klerikalismus als ‚Krankheit’. Zugleich gibt es immer noch disziplinarische Maßnahmen gegenüber kirchenkritischen Mitarbeitenden, was aus unserer Sicht einen Missbrauch kirchlicher Macht darstellt. Die Amtsenthebung des anwesenden Tony Flannery, Leiter der Association of Catholic Priests in Irland, durch die Glaubenskongregation ist da ein weiterer trauriger Höhepunkt“, fasste Markus Heil von der Pfarrei-Initiative Schweiz die ambivalente Stimmung in Bregenz zusammen.

Solidarität

Vielleicht ist die direkte Kontaktaufnahme oder eine gemeinsame Pilgerfahrt mit Papst Franziskus ein sinnvoller nächster Schritt. Vor allem aber gilt es nun, die gegenseitige Solidarität zu einem tragfähigen Netz ausbauen. So unterschiedlich die Erfahrungen mit den Bischöfen auch sein mögen – der gemeinsame Austausch hat Mut gemacht, neue Strategien zu entwickeln. Vom Aufbau einer Gruppe von Anwälten, über die Errichtung eines Solidaritätsfonds, bis hin zur Erarbeitung eines Leitfadens für Gespräche mit Bischöfen oder Wege zur Mobilisierung der Öffentlichkeit wurden viele gute Ideen geteilt.

Nächste Schritte

Und auch erste richtungsweisende Ansätze für die geplante weitere Zusammenarbeit sind schon vereinbart:

  • Einrichtung eines sechsköpfigen „Steering Circle“ zur Planung und Koordination der weiteren Zusammenarbeit
  • Durchführung regelmäßiger Netzwerkreffen in großer Runde (virtuell und real)
  • Kontinuierliche Erweiterung des Netzwerks
  • Errichtung einer internen Informationsplattform
  • Erarbeitung von praktischen Leitfäden und Empfehlungen für den Umgang mit Kirchenleitung und zu Sachthemen.

Eines steht jedenfalls fest: Das internationale Treffen in Bregenz war erst der Anfang. Die dort fühlbare Solidarität werden wir pflegen und weiter ausbauen – über Diözesan-, Landes- und Sprachgrenzen hinweg.

VORTRAG: MÄNNERKIRCHE?

27.09.2016. Vom Diakon bis zum Papst: Lauter Männer! Ist das die Kirche, die Jesus gewollt hat? Votrag mit Peter Paul Kaspar im Katholischen Bildungswerk Herzogenburg.

Als Mann und Frau: Den „Bräutigam“ repräsentieren, nicht darstellen!

Replik auf die Herder Korrespondenz 01/2021

Wien, 28.1.2021 | In seinem Artikel „Den Bräutigam darstellen“ führt Jan-Heiner Tück in der Herder Korrespondenz 1/2021 Argumente gegen die Frauenordination an. Nach seiner „Logik sakramentaler Repräsentation“ kann den Einsetzungsbericht, die Worte Jesu Christi beim Letzen Abendmahl über Brot und Wein, nur ein männlicher Priester sprechen, da dies die Worte des „Bräutigams“ an die „Braut“, die kirchliche Gemeinschaft seien.

KIRCHENBÜRGER*IN - WER IST DAS?

Wir betrachten alle getauften Mitglieder unserer Kirche als "Kirchenbürgerinnen und Kirchenbürger" – ausgestattet mit bestimmten Pflichten und gottgegebenen Rechten. Denn in Gottes Volk sind jeder und jede mit dem Geist Gottes begabt und somit von Gott selbst befähigt und berufen zur Mitverantwortung in der Kirche.